Was ist das: Förderschwerpunkt Lernen?

Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen des Lern- und Leistungsverhaltens haben oftmals bereits in der Regelschule oder gar im Kindergarten gemerkt, dass sie hinter anderen Kindern zurückfallen.

Neben der Schwierigkeit, sich Dinge gut merken zu können, langsamer zu Lernen als die anderen oder manche Sachen einfach nicht zu verstehen kommen oft noch Probleme mit der Wahrnehmung, des Verhaltens, der Aufmerksamkeit (Konzentration), der Aufmerksamkeitsspanne oder der Ausdrucksfähigkeit hinzu.

Stets werden mehr Hilfen und Unterstützung, mehr Wiederholungen und Ermutigungen benötigt.
Die Kinder und Jugendlichen erleben sich daher oft als weniger wert, sind unsicher 
und trauen sich oftmals auch nicht mehr so viel zu.

Das Lernen fällt also insgesamt schwerer.

Bei Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt Lernen ist zu berücksichtigen, dass sie häufig aus erschwerten Lebenssituationen in die Schule eintreten.

Traumatische Erlebnisse, organische Erschwernisse und / oder das Leben in einem prekären, schwierigen Lebensumfeld spielen in unterschiedlicher Gewichtung eine große Rolle. 
Sie können Verursacher von Entwicklungsverzögerungen und Störungen in den sechs grundlegenden Entwicklungsbereichen sein:

Wahrnehmung, 
Kognition und Verhalten beim Lernen und Arbeiten,
Sprache / Kommunikation,
Emotionalität, 
Soziales Lernen und
Motorik!

Komplexe Störungen in dem Zusammenspiel dieser Entwicklungsbereiche verursachen Versagenserlebnisse, massive Lernstörungen und führen letztlich zur Resignation und damit zu einer scheinbar unmöglichen Teilhabe am selbstbestimmten Leben.

Doch genau dieses ist das Ziel für alle Schülerinnen und Schüler, auch solche mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Bereich Lernen: TEILHABE!

  • Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt
  • eine möglichst abgeschlossene Ausbildung (auch als Werker oder Facharbeiter); "Auskommen mit dem Einkommen"
  • ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben auf der Grundlage eines realistischen und positiven Selbstkonzeptes
  • abrufbare, verinnerlichte Schlüsselkompetenzen

In Anlehnung an die Rahmenlehrpläne der Primar- und Sekundarstufenschulen gelten für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf grundsätzlich zunächst synchron die gleichen Ziele.

Dennoch muss durch den besonderen Blick auf die Persönlichkeit des Schülers bzw. der Schülerin im prozessbegleitenden Diagnosevorgang stets der Stand der oben genannten Entwicklungsbereiche unter die Lupe genommen werden

Für den Entwicklungsbereich Lernen im Besonderen heißt das:

  • Kann der Junge / das Mädchen überhaupt den Stoff der Lehrpläne für die allgemeinbildende Schule schaffen? 
  • Geht es noch um Zielgleichheit?
  • Welche Voraussetzungen bringt er / sie mit?
  • Was genau benötigt dieser Schüler / diese Schülern jetzt?
  • "Wohin kann die Reise gehen?"

Der heterogenen Schülerschaft geschuldeten Diagnostik und individueller Förderplanung muss also entsprechend viel Zeit und Raum eingeräumt werden, um auch die Übergänge zwischen den Förderorten und Schularten fließend gestaltbar halten zu können.

In der Förderschule, Förderschwerpunkt Lernen, erhält ein Kind eine individuelle ganzheitliche Förderung im schulischen, emotionalen und lebenspraktischen Bereich.

Lernerfolge sollen dann dem Kind helfen seine Lernbereitschaft (wieder) zu stärken, schulische Leistungen zu fördern und damit Selbstvertrauen und Lernmotivation aufzubauen.

Dabei ist es immer Ziel, das Kind / den Jugendlichen / die Jugendliche
zu größtmöglicher Selbständigkeit zu führen,
zu einer realistischen Selbsteinschätzung zu befähigen und
somit ein tragfähiges Selbstkonzept aufzubauen.

 

Organisation des Unterrichts im allgemeinen

In der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen können Kinder grundsätzlich von Klasse 1 bis 10 unterrichtet werden.
(Auch an der Förderschule besteht eine zehnjährige Vollzeitschulpflicht.)

Sie werden gegliedert in die

  • Unterstufe (Jahrgänge 1 bis 4),
  • Mittelstufe (Jahrgänge 5 bis 7) und
  • Oberstufe (Jahrgänge 8 bis 10).

Daraus ergibt sich oft eine jahrgangsübergreifende Bildung der Lerngruppen.

Im Durchschnitt werden bis maximal 16 Schülerinnen und Schüler in einer Lerngruppe zusammengefasst und bis zum Ende der Schulzeit im Klassenlehrerprinzip unterrichtet.

Insgesamt ist der Fächerkanon (inklusive Englisch) orientiert an dem der Regelschule
(Primar- und Sekundarstufe I).

Allerdings steht handlungsorientiertes, lebenspraktisches und den individuellen Fähigkeiten entsprechendes Lernen und Arbeiten und damit auch sehr viele Praktika im Vordergrund des Schulalltags.

Die Verweildauer in der Förderschule ist sehr unterschiedlich und reicht von zwei Jahren (als Durchgang/Intensiv-Förderung auf Zeit) bis hin zum Verbleib mit Beendigung der Schulpflicht.

Besonderer Fokus liegt bei der gesamten Förderung auf der Berufsorientierung mit dem primären Ziel der 

Hinführung zur Ausbildungsreife

mit allen geforderten Schlüsselkompetenzen!

(siehe hier Unterpunkt Berufsorientierung, Schülerfirma u. ä.)

 

Mögliche Abschlüsse

1. Schulabschluss im Bildungsgang Lernen

2. Schulabschluss mit dem Hauptschulabschluss der Klasse 9